Projekt -x-=+ (Streuobstwiesenpflege mit Milchschaf-Bocklämmern)

Minus mal minus ist gleich plus: 

  • Minus: Streuobstwiesen haben eine hohe ökologische Funktion, werden gerne als Ausgleich für Baumaßnahme angelegt, aber die Pflege ist aufwändig und teuer. Sie erfolgt meist nicht angemessen oder häufig auch gar nicht. Ohne Pflege verlieren die Streuobstwiesen aber ihre ökologische Funktion. Die Beweidung mit Schafen eignet sich als Pflegemaßnahme. 
  • Minus: Ob sich Bocklämmer aus melkenden Betrieben dafür eignen soll in dem Projekt überprüft werden. Diese Lämmer sind für die Milchschafbetriebe uninteressant, teuer in der Aufzucht und werden meistens früh geschlachtet und auch vernachlässigt. 

Wenn diese beiden Problembereiche zusammengetan werden, dann kann daraus ein Plus werden:

  • Plus: Ob diese Bocklämmer sich für die Streuobstwiesenpflege eignen, soll in dem Projekt überprüft werden. Dabei soll das agrarökologisch aber auch tierhalterisch beste Verfahren entwickelt und bewertet werden. Das Forschungsprojekt wird in Verantwortung des Institutes von den FÖJlern des Fördervereins betreut und läuft von 2022 bis 2025. 


Problembeschreibung

Streuobstwiesen sind agrarökologisch wertvoll und stellen eine wichtige Ausgleichsmaßnahme z.B. für Baumaßnahmen dar. Dabei werden durch Anpflanzung von Hochstamm-Obstbäume Agrarflächen ökologisch aufgewertet. Meist bleibt es aber bei der investiven Maßnahme. Die Pflege dieser Biotope durch Baumschnitt und Unterwuchsnutzung ist notwendig, aber aufwändig und wenig ertragreich. Eine Pflege erfolgt, wenn überhaupt, meist mechanisch mit nicht angepasste Maschinen (großen Schleppern mit Mähwerk), das meist überständig gemähte Schnittgut muss meist teuer entsorgt werden (Deponie), weil es sich für die landwirtschaftliche Tierfütterung qualitativ minderwertig ist. Somit sind die Pflegekosten insgesamt hoch. Viele teuer angelegte Streuobstwiesen werden nur schlecht oder gar nicht gepflegt und verwildern. Damit verlieren sie ihre ökologische Funktionen und gehen auch der Lebensmittelproduktion verloren.

Die Nutzung des Unterwuchses durch Schafbeweidung ist historisch üblich und gilt als eine adäquate Pflegemaßnahme. Dabei wird in geringen Besatzdichten der Unterwuchs kurz gehalten und grabende Schädlinge wie Mäuse wie bei der Deichpflege bekämpft. Trotzdem werden viele Flächen nicht durch Schafe gepflegt, weil entweder die Tiere nicht vorhanden sind, ihre ganzjährige Haltung aufwändig wäre und nicht wirtschaftlich ist. Zudem werden Schäden an den Obstbäumen befürchten (Ringeln der Bäume) und die Apfelernte kann hygiensch bedenklich werden (Kot der Tiere).

Auf Milchschafbetrieben werden Lämmer, insbesondere Bocklämmer, als unwirtschaftlich und zu aufwändig angesehen. Sie kosten in der Aufzucht viel Geld und machen viel Arbeit. Die Mastleistung ist im Vergleich zu Fleischschaflämmern gering und die Schlachtkörper als mittelmäßig bewertet. Die Vermarktung ist schwierig und Gewinn nicht zu erwarten. Somit wird vielen Milchschaf-Bocklämmern nur wenig Aufmerksamkeit und geringe Haltungsqualität gewährt. Sie werden sehr früh von der Mutter getrennt (fünf Tage nach der Geburt) um die Milch zu melken und zu verkaufen, selbst im Ökolandbau müssen sie schon nach 45 Tagen ohne Milchtränke auskommen, obwohl ihre Pansen dann gerade fähig sind, das Lamm ausreichend zu ernähren (üblich wären 3 Monate Milch). So kümmern viele Lämmer oder werden sehr jung mit wenigen Wochen Alter geschlachtet (Osterlämmer). Es wird auf melkenden Betrieben bereits das „Durchmelken“, also nur alle zwei Jahre Lammungen der Milchtiere, propagiert und auch immer mehr praktiziert. Das ist aber aus Sicht des Tierwohls bedenklich. Lämmer gehören zur Schafhaltung. Die Haltung von Bocklämmern aus melkenden Betrieben über den Sommer hinweg - wie es für Fleischschafherden üblich ist - wird selten betrieben, weil dann auch die Sterilisierung (ab vier Monate Alter sind Bocklämmer geschlechtsreif) und die Haltung weitere Kosten verursacht, was sich nicht rechnet. Entscheidend ist aber, dass es auf melkenden Betrieben an Arbeitskraft für die unwirtschaftliche Bocklämmerhaltung im Sommer mangelt. Vorhandene Kapazitäten werden vollständig auf die Produktion, Verarbeitung und Vermarktung der Milch verwendet. Hier wird das Geld verdient. Bocklämmer werden deswegen kurz nach der Geburt im Frühjahr gerne zu einem sehr niedrigen Preis (wenige Euro) verkauft oder sogar verschenkt.
Eine sommerliche Beweidung von Streuobstwiesen mit Bocklämmern aus melkenden Schafbetrieben kann ein Lösung für beide Problembereiche sein.

Ziele

  • Haltungstechnische Entwicklung eines Betriebsmodels „Bocklämmerhaltung aus melkenden Betrieben zur sommerlichen Streuobstpflege“.
  • Wirtschaftliche Bewertung des Verfahrens.
  • Ökologische Bewertung des Verfahrens

Material und Methoden

  • Es werden jedes Frühjahr Bocklämmer aus melkenden Betrieben im Alter von rund zwei Wochen beschafft aufgezogen. Im ersten Jahr wird mit 10 Lämmern angefangen, um das Verfahren zu etablieren. In den Folgejahren wird von 20 Lämmern ausgegangen.
  • Die Verhalten von unsterilisierten Bocklämmer werden im ersten Jahr bewertet. In Folgejahren soll auf der Basis der Erkenntnisse Sterilisierungsmethoden und Verhaltensauswirkungen bewertet werden.
  • Sie werden ab Mai nach der Aufzucht (Milchtränkephase von zwei Monaten) für die Pflege der Streuobstwiesen in Trenthorst (3,5 ha) eingesetzt. Ein Teil der Fläche wird beweidet, ein Teil nicht (sondern dreischürig ab Juli gemäht). Diese Flächenpflege wird miteinander verglichen.
  • Es wird ein Umtriebsweidemodel durchgeführt, bei der die Tiere im rund zwei Wochen auf einer Fläche weiden. Diese Flächen erhalten dann mindestens sechs Wochen Weideruhe (Endoparasitenmanagement).
  • Die Beweidung erfolgt gemäß üblichen Vorgaben des Vertragsnaturschutzes für Streuobstwiesenpflege. Die Tiere werden nicht zugefüttert (bis auf Mineralfutter), der Unterwuchs nicht verändert, die Besatzstärke liegt zwischen 0,25 – 1,00 GV/ha und Jahr und es erfolgt eine Mahd ab Juli für überständigen Unterwuchs. Die Streuobstbäume Hochstamm werden immer ausgezäunt.
  • Im September/Oktober werden die Lämmer geschlachtet und die Schlachtkörper bewertet.

Forschungsfragen

  • Wie teuer ist die Aufzucht von Bocklämmern?
  • Kann die Sterlisierung von Bocklämmern vermieden werden?
  • Wie schütze ich die Obstbäume vor Schädigungen?
  • Wie wirkt sich die Beweidung auf den Unterwuchs und die Ökologie aus?
  • Wie rechnet sich die Streuobstwiesen-Beweidung im Vergleich zur alleinigen Mahd?
  • Welche zusätzlichen Maßnahmen sind erforderlich, um die Streuobstwiesen sachgerecht zu pflegen, inklusive Baumpflege?


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